Energie effizienter nutzen
Dieses Ziel und die positiven Erfahrungen mit meiner alten Regelung, die technische Möglichkeiten heutzutage sowie die immer noch weit verbreiteten nicht optimalen witterungsgeführten Vorlauftemperaturregelungen haben mich nach all den vorhergehenden Diskussionen motiviert, mein neues Konzept nicht „geheim“ zu halten, sondern einen ganz neuen Weg zu gehen und es als „public-domain“ zu veröffentlichen.
Quasi wie eine öffentliche Ausschreibung für eine „gollo48-Regelung“ (suche noch einen guten Namen).
Bin gespannt, wer es anbieten kann
Heute als Teil 1 ein Überblick über das Regelprinzip.
Ganz bewusst unabhängig von technischen Lösungen formuliert, denn ob es weitgehend zentral oder dezentral oder mit Bus-Verkabelung oder Funk oder mit mehrstufigem oder modulierendem Brenner realisiert wird, spielt für das Prinzip keine Rolle.
Weitere Teile auch mit Diagrammen werden folgen.
Bitte um Entschuldigung, dass der Text so lang ist. Wollte ihn ursprünglich als eigenes Dokument einstellen. Aber so kann jeder nach Wunsch leichter einzelne Sätze zitieren.
So, und jetzt geht es los
Bedarfs-/lastgeführte Heizungsregelung mit Kommunikation
zwischen elektronischen Einzelraumreglern, übergeordnetem zentralen Regler und Wärmeerzeuger
Ziele für die Regelung
- Modulierfähigkeit des Wärmeerzeugers optimal nutzen
- Möglichst weitgehender Brennwertbetrieb
- Möglichst niedrige Vorlauftemperatur
- Möglichst wenige Brennerstarts
- Lange Brennerlaufzeiten
- Geringe Druckverluste an Ventilen (Betrieb weit oberhalb Schließpunkt)
- Minimale Anforderungen an Bedienung im laufenden Betrieb
- Keine langwierigen Einstellungen von Heizkurven
- Selbstanpassend an tatsächlichen Bedarf, tatsächliche Heizlast
- Erreichen der Energieeffizienzklasse B oder teilweise A nach EN 15232
Zielgruppe
- An effizienter Energienutzung und geringer Umweltbelastung interessierte Hausbesitzer
- von Ein- oder kleineren Mehrfamilienhäusern für Bauten im Bestand
(vielleicht auch für neuere?); - mit Heizkörpern (für Fußbodenheizungen vermutlich nicht geeignet),
- mit zeitlich unterschiedlicher Nutzung der Räume (individuelle Heiz-/Absenkzeiten).
- Aufgeschlossene Heizungsbauer, die neue Lösungen für höhere Energieeffizienz anbieten wollen.
Gewisse PC-Kenntnisse werden anfangs bei beiden Gruppen erforderlich sein.
Generelle Funktionsweise
Randbedingungen
- Notwendig sind nach EN15232 für Effizienzklasse B bzw. A u.a.
- Einzelraumregelung einschließlich bedarfsgeführter Regelung
- Anpassung in Abhängigkeit von der tatsächlichen Last der Verbraucher (und nicht nach dem voraussichtlichen Temperaturbedarf)
- Kommunikation zwischen den dezentralen und zentralen Regeleinrichtungen der Gebäude-/Hausautomation
- Wärmeerzeuger, -verteilanlage und -verbraucher sind so ausgelegt und abgeglichen, dass im Volllastfall alle Heizkörper-Ventile voll offen sind.
Volllastfall = maximaler Leistungsbedarf = max. Gebäudeheizlast
ist die Summe aller Raumheizlasten bei der niedrigsten zu berücksichtigenden Außentemperatur (z.B. -14°C) und der Soll-Raumtemperatur (z.B. 21° C).
Regelungsprinzip
Steigt z.B. nach dem Volllastfall die Außentemperatur, werden die ERR die Ventile mehr oder weniger schließen.
Danach kann im eingeschwungenen Zustand (Beharrungszustand, d.h. Vorlauf-Temperatur am Heizkörper annähernd konstant und Raumtemperatur = Soll) anhand der Ventilstellung gemessen werden, wie viel von der angebotenen Wärme (Vorlauf-Temperatur) tatsächlich benötigt wird.
Ist keines der Ventile oberhalb eines bestimmten Öffnungsgrades, ist die Leistung des Wärmeerzeugers zu reduzieren.
Aktuell benötigte Leistung (in %) = Summe aller (jeweiliger Raumanteil * jeweilige Ventilstellung)
wobei: jeweiliger Raumanteil = jeweilige Raumheizlast / max. Gebäudeheizlast
Die veränderte Leistung wird nach einigen Minuten die ERR dazu veranlassen, wieder in den gewünschten Arbeitsbereich (Ventil fast offen) zurückzukommen. Nach einiger Zeit (je nach Trägheit der Wärmeverteilung) ergibt sich ein neuer Beharrungszustand.
D.h. es gibt zwei geschlossene Regelkreise:
-
Einen sekundären kleinen Regelkreis pro Raum (ERR) mit der Raumtemperatur als Regelgröße und der Ventilöffnung als Stellgröße.
-
Einem primären großen Regelkreis für das Gebäude.
Und jetzt kommt das Unkonventionelle vom „gollo48-Regler“:
Regelgröße für den primären Regelkreis ist/sind die Ventilöffnungen! Nicht Vorlauf- oder Rücklauftemperatur des Heizkreises!
* Bevor jetzt einige aufschreien, bitte bis zu Ende lesen und versuchen die Gedankengänge nachzuvollziehen. *
Die Ventile sollen im Normalfall möglichst weit offen sein.
Genauer: Sollwert = Max aller aktuellen Ventilöffnungen = 90 ± 5% = 85% … 95%
Ob diese Hysterese angemessen ist, ist noch zu untersuchen. Wird vermutlich auch von den Regelcharakteristiken und Voreinstellungen der eingesetzten Ventile abhängen.
Die Regeleinrichtung beginnt bei den Wärmeverbrauchern mit der Messung der Ventilstellungen (Messort) und endet am Wärmeerzeuger (Stellort).
Stellgröße ist die Leistungsanforderung an den Wärmeerzeuger.
Die Regelstrecke beginnt am Wärmeerzeuger, geht über die Wärmeverteilung und endet an den Wärmeverbrauchern (Heizkörper, Ventile). Sie hat zwangsläufig eine gewisse Trägheit (Regelstrecke 2. Ordnung oder höher?).
Die Stellung der Ventile ist in kurzen Zeitabständen oder ereignisgesteuert zu messen, um Störgrößen (Fremdwärme u.ä.) zu berücksichtigen. Sind alle Ventile nicht mehr im Sollbereich 85%…95%, ist die Leistung des Wärmeerzeugers nachzuführen.
Ziel ist, dass die Leistung bei ganz offenen Ventilen gerade noch ausreicht, die Raumtemperatur zu halten (bei den Räumen, die nicht in Absenkung sind).
Der Wärmeerzeuger (z.B. Gas-Brennwerttherme) bekommt also den Leistungsbedarf gleitend von dem zentralen (Haus-)Regler vorgegeben und bestimmt ihn nicht selbst! Eine witterungsgeführte Vorlauftemperaturregelung ist überflüssig!
Ebenso ist eine zentrale Nachtabsenkung überflüssig (im Mehrfamilienhaus ohnehin schwierig). Die Absenkung wird dezentral individuell in den ERR eingestellt (mehr Komfort für den Benutzer). Diskussionen um Heizgrenze und Sommer/Winter-Schaltung erübrigen sich ebenfalls, auch das ergibt sich automatisch von allein.
Erfahrungsgemäß sind die Betreiber ohnehin meist überfordert mit Optimierung von Heizkurven und Veränderungen sonstiger Parameter im laufenden Betrieb. Wenn kein Raum anfordert, wird auch keine Wärme erzeugt. Ganz einfach.
Details folgen in Teil 2.
So und jetzt Feuer frei für die Diskussion!
Wie schlüssig ist die Logik? Wie könnten die Auswirkungen auf die Hydraulik sein? Konstruktive Kritik ist willkommen.
Gruß
gollo48